Wenn Kampagnen in der Luft verpuffen
548 Marketingverantwortliche gaben zu: Sie haben ein Problem. Nicht nur ein kleines. Ein grundlegendes. Die CMO-Studie 2025 offenbart, was viele längst spüren, aber nicht aussprechen: 47% der Befragten scheitern an fehlender Priorisierung, weitere 47% an Strategien, die niemals in Projekte münden. Das ist keine Marketing-Krise. Das ist strukturelles Versagen.
Die meisten Kampagnen sterben nicht am Budget. Sie scheitern an der Abwesenheit von Klarheit. Unternehmensleitungen sprechen von Wachstum und meinen digitale Transformation. Marketingabteilungen reden von Wachstum und meinen Branding-Workshops. Beide Seiten nicken, beide lächeln – und beide arbeiten an völlig verschiedenen Zielen.
Die Illusion der gemeinsamen Sprache
Wenn ein Vorstand „Wachstum” sagt, denkt er an Markterschließung, neue Regionen, skalierbare Prozesse. Wenn Marketing „Wachstum” hört, entstehen Moodboards für eine Reputationskampagne. Das Problem liegt nicht in böser Absicht, sondern in der Übersetzung. Die datengetriebene Werbung könnte diese Lücke schließen – wenn sie in konkrete KPIs übersetzt würde, die beide Seiten verstehen.
Die strategische Entkopplung beginnt bei der Zieldefinition. 36% der Unternehmen priorisieren Wachstum als oberstes Unternehmensziel, aber nur 25% der Marketer fokussieren sich auf Umsatzsteigerung. Der Rest verschwindet in Nebenschauplätzen: Reputation, Awareness, Engagement. Alles legitime Metriken – aber keine, die im Vorstand Budgets bewegen.
Performance ohne Fundament
Kampagnen scheitern nicht, weil sie schlecht gemacht sind. Sie scheitern, weil sie auf Sand gebaut wurden. Die Studie zeigt: 39% beklagen mangelnde Messbarkeit als strukturelle Schwäche. Gleichzeitig würden 55% zusätzliche Mittel freigeben – wenn der Nutzen nachweisbar wäre. Diese Paradoxie ist das Herzstück des Problems.
Marketing wird solange als Kostenstelle wahrgenommen, wie es nicht in harten Unternehmenskennzahlen spricht. EBIT, Cashflow, Marktanteil – das sind die Währungen, die im C-Level zählen. Wer stattdessen mit Impressions und Klickraten argumentiert, kämpft mit der falschen Waffe. Machine Learning in der Werbeoptimierung bietet die technischen Werkzeuge für diese Übersetzungsarbeit – aber nur, wenn jemand die Brücke baut.
Ressourcenmangel als Symptom, nicht als Ursache
40% berichten von Überlastung, Budgetknappheit und fehlender Umsetzungskompetenz. Das klingt nach Ressourcenproblem, ist aber ein Priorisierungsproblem. Wenn alles wichtig ist, ist nichts wichtig. Wenn jede Kampagne laufen muss, läuft keine richtig.
Die bittere Wahrheit: Fast die Hälfte aller Marketingbudgets bleibt unverändert zum Vorjahr. Keine Kürzung, keine Erhöhung – Stagnation. Das ist die stille Kapitulation vor dem Status quo. Wer nicht wächst, schrumpft relativ zum Markt. Wer nicht investiert, verliert an Sichtbarkeit. Und wer keine klare Strategie hat, wirft Geld in einen Nebel, der sich niemals lichtet.
KI als Werkzeug, nicht als Wunderwaffe
Künstliche Intelligenz in der Werbung ist kein Heilmittel für schlechte Strategien. Sie kann Kampagnen optimieren, Zielgruppen präziser ansprechen, Streuverluste minimieren. Aber sie kann keine strategische Lücke füllen, die bereits im Briefing klafft.
Der Unterschied zwischen erfolgreichen und gescheiterten Kampagnen liegt selten in der Technologie. Er liegt in der Frage, ob Marketing als Wachstumstreiber verstanden oder als notwendiges Übel geduldet wird. Unternehmen, die Marketing in ihre Unternehmensstrategie integrieren, haben messbar höhere Erfolgsquoten. Nicht, weil sie mehr Budget haben – sondern weil sie wissen, wofür sie es ausgeben.
Die neue Rolle externer Partner
49% der Befragten wünschen sich keine reinen Umsetzer mehr. Sie suchen strategische Co-Architekten, die Verantwortung übernehmen und Erfolg aktiv mitgestalten. Das ist eine fundamentale Verschiebung. Die Zeiten, in denen Agenturen Briefings abarbeiten und Kampagnen liefern, sind vorbei.
Was heute zählt, ist die Fähigkeit, zwischen Unternehmensstrategie und Kampagnenexekution zu übersetzen. Wer das kann, wird Partner. Wer es nicht kann, bleibt Dienstleister – austauschbar und unter Preisdruck. Social Media Marketing 2025 lebt von dieser strategischen Tiefe: Authentizität entsteht nicht durch kreative Ideen allein, sondern durch das Verständnis, wie Algorithmen, Zielgruppen und Unternehmensziele zusammenspielen.
Warum die 90% scheitern
Die Zahl ist eine Provokation – aber keine Übertreibung. Wenn fast die Hälfte aller Marketingverantwortlichen fehlende Priorisierung als Hauptproblem nennt, wenn Strategien nicht in Projekte übersetzt werden, wenn Budgets stagnieren trotz Investitionsbereitschaft – dann scheitern nicht die Kampagnen. Dann scheitert das System.
Marketing funktioniert nicht isoliert. Es braucht Anbindung an die Unternehmensstrategie, klare Ziele, messbare Erfolge und den Mut, unprofitable Maßnahmen zu stoppen. Wer das ignoriert, verbrennt Geld. Wer es umsetzt, schafft Wachstum. Zwischen diesen beiden Extremen liegt die Entscheidung, ob eine Kampagne in die 90% fällt – oder zu den 10% gehört, die tatsächlich funktionieren.




